Fakten und Eindrücke zu Marokko
- Das Königreich Marokko ist ein touristisch gut erschlossenes Land, das gerne zur Überwinterung von Campern genutzt wird. Die
Durchschnittstemperaturen erreichen im Januar häufig 20 Grad. Nur nachts kann es im Landesinnern auch zu Frost kommen. Gerade die Region um Agadir wird hier wegen des vorbeiziehenden Golfstroms
bevorzugt von meist Womos besucht. Wohnwagen findet man nur selten. Man trifft aber auch vereinzelt Radfahrer, die dieses Land bereisen. Die Übernachtung im Zelt ist dann aber eine sehr staubige
Angelegenheit. Die Campingplätze fallen durch sehr unterschiedlichen „Komfort“ auf. Von Absteige ohne Sanitäranlage findet man aber auch vereinzelt Plätze mit europäischem Standard.
- Die Marokkaner sind stolz auf ihr Land und treten Touristen freundlich gegenüber, insbesondere dann, wenn sie ihnen etwas verkaufen können. Als
Deutscher ist man besonders angesehen, da bei uns die guten Autos von Mercedes-Benz gebaut werden. Daimler kennt man nicht, das freut den Kurpfälzer! Der Tourist ist allerdings dazu ausgewählt,
über den Tisch gezogen zu werden, nur mit Mühe kann man beim Handel gegenhalten. Sie bieten alles feil, was dem Touristen gefällt, was er allerdings nur selten braucht.
- In Marokko ist die Welt noch in Ordnung, was Marlis allerdings heftig bestreitet und genau das Gegenteil behauptet. Der Mann zählt hier noch
etwas als Familienoberhaupt. Er trägt die gesamte schwere Verantwortung für die Familie und muss sich deshalb ausgiebig mit seinen Leidensgenossen in der Teestube (bei uns würde man das als
Stammtisch bezeichnen) unterhalten. Hier werden wichtige Entscheidungen getroffen. Die Frau darf inzwischen zu Hause die leichteren Arbeiten wie Haushalt, Versorgung von Kindern,
Feld und Vieh ausüben.
- Im Straßenverkehr gelten in Marokko eigene Gesetze: Jeder fährt wie er möchte und setzt sich notfalls mit der Hupe durch. In den Großstädten
führt das zu chaotischen Zuständen. Dennoch, der Verkehr läuft – irgendwie. Die Polizei macht häufige Straßenkontrollen, mit und auch ohne Radarpistole. Gegenüber Touristen tritt sie sehr
freundlich auf und winkt meist durch. Einmal hat sie uns angehalten – Polizist: „Je suis Conny“ - ich: „Je suis Jürgen“ - Polizist: „Bon Voyage
Jürgen“ – Nette Begegnung!
- Die Verkehrsmittel sind in Marokko andere als in Europa. Da gibt es zunächst den Esel, der auf dem Land immer noch die Mehrheit bildet. Mit ihm
transportiert man alles, von jeglichem Material bis zum Tier und Mensch. Dann folgen die Mopeds, Roller und Motorräder. Für sie gelten keine Regeln, sie fahren da, wo gerade Platz ist – mit und
ohne Helm. Dazwischen tummeln sich inzwischen viele Fahrräder ohne Zubehör wie Licht, Klingel oder Schutzblech, Hauptsache die Räder drehen sich. PkW gibt es in der Überzahl. Vielleicht kann da
der inzwischen eingeführte TÜV Einhalt gebieten – nach unseren Standards gäbe es dann aber gar keine Autos mehr auf marokkanischen Straßen. Man sieht fast nur Mercedes Benz aus den Achtzigern mit
sicher schwindelerregenden Kilometerständen – aber sie fahren immer noch! Neuere PkW tragen den Namen „Dacia“. Diese Firma produziert inzwischen auch in Marokko und hat hier sicherlich schon eine
komplette Jahresproduktion abgesetzt – sämtliche Dacia-Modelle sind hier vertreten. LkW stammen fast ausschließlich von Mercedes-Benz, hauptsächlich
die alten Kastenwagen, die bei uns schon lange nicht mehr gesichtet werden. All diese Fahrzeuge treffen in den Großstädten zu Tausenden aufeinander – das Chaos ist komplett.
- Das Straßennetz ist in Marokko inzwischen gut ausgebaut. Die meisten Straßen sind asphaltiert und mindestens zweispurig. Nur noch selten gibt es
nur eine Spur, nur wer die Nerven verliert, weicht auf den Straßenrand aus. Die Großstädte sind durch mautpflichtige Autobahnen verbunden. Der Grünstreifen in der Mitte wird durch Schafe kurz
gehalten. Ab und an begegnet man aber auch einem Esel oder Radfahrer.
- Die Bettelei durch Kinder und Erwachsene an der Straße hat im Vergleich zu 2012 deutlich abgenommen, dennoch an manchen Stellen immer noch sehr
penetrant. Die Höhe des Preises zum Fotografieren oder die Parkgebühren durch selbsternannte Parkwächter werden willkürlich und nicht zu niedrig festgelegt.
- Fragst du nach dem Weg, so hast du sofort einen gebührenpflichtigen Guide an der Backe.
- Die Qualität des marokkanischen Essens hat sich stark verbessert. Köstliche Tajinen mit Rind- oder
Lammfleisch haben uns begeistert. Das Gemüse ist allerdings meist verkocht.
- Die Müllsituation hat sich in Marokko deutlich verbessert. Waren vor 4 Jahren noch ganze Landstriche mit Kunststoffen zugemüllt, so findet man
heute weite Landstriche und auch Städte, die völlig vom Müll befreit sind. Ursache: In Marokko sind inzwischen Plastiktüten bei Strafe verboten. Man
begegnet Straßenfeger und Menschen, die in Wald und Wiese Müll einsammeln. Marokko ist da auf einem beispielhaften Weg! Hingen früher auf allen Bäumen alte Mülltüten, so nutzt man diese heute
gelegentlich zum Trocknen der Wäsche.
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Zebrastreifen dienen in Marokko der Verschönerung der Straßen. Eine weitere Funktion besitzen sie nicht.
- Der Kreisverkehr wurde offensichtlich in Marokko erfunden. Es gibt davon weit mehr als z. B. in Frankreich oder Spanien. Eine Vorfahrtsregelung
gibt es dafür allerdings nicht, man erkämpft sie sich.
- Trotz unzähliger Gewürze, die es in jedem Souk gibt, geht die marokkanische Küche sehr sparsam damit um. Zimt und Piment enthält allerdings fast
jede Speise, ob süß oder sauer. Dafür fehlt häufig eine Prise Salz. Die Verdauung wird vom marokkanischen Essen stark angeregt, die entstehenden Darmgase sind „atemberaubend“.
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Im Januar 2017 wurde in Marokko die Vollverschleierung bei Strafe verboten. Endlich kann man erkennen, welches Gespenst einem
gegenüber steht. Dennoch sieht man in ländlichen Gegenden immer noch Frauen ohne Gesicht.
- In Marokko entstehen Kinder spontan auf der Straße. Hält man an, um einem Kind einen Bleistift oder ein Tütchen Gummibärchen zu schenken, taucht
in Sekundenschnelle eine ganze Horde weiterer Kinder mit ausgestreckten Händen aus dem Nichts auf. Wehe, man hat jetzt nicht genügend Bärenvorrat parat! Einmal wurden wir gar mit Steinen beworfen
als wir nicht anhielten.
- Marokkanische Metzger bieten Fleisch an, das in deutschen Pfannen nicht erweicht werden kann. Es bleibt bei jeder Temperatur zäh wie
Juchtenleder. Man erhält die Arten Rind, Lamm, Schaf, Ziege und Geflügel. Das hartnäckigste Fleisch stammt vom Rind. Wurst kennt man nicht.
- Die marokkanischen Konditoren sind wahre Meister ihres Faches. Sie zaubern Leckereien aller Art, an denen sich europäische Konditoren ein
Beispiel nehmen können.
- Die marokkanischen Bäckereien können inzwischen beim Brotbacken mithalten. Ab und an bekommt man Baguette, das die französische Konkurrenz nicht
scheuen muss. Auch das marokkanische Fladenbrot ist durchaus genießbar.
- Die schlimmste Vorstellung in Marokko ist das Wissen, dass man dieses wunderbare Land nach spätestens 90 Tagen schon wieder verlassen muss.
Vielleicht beantragen wir das nächste Mal eine Verlängerung für 6 Monate. So haben wir viele Leute getroffen, die dies tatsächlich so tun. Fast alle sind Wiederholungstäter und besuchen dieses
Land nicht zum ersten Mal. So mancher Marokkaner (Campingwart, Friseur, Bäcker, Metzger und viele Hunde, Katzen und Kamele) wartet schon auf unsere Wiederkehr.
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Alkoholiker haben in Marokko schlechte Karten. Auch die großen Einkaufsketten führen inzwischen keine alkoholischen Getränke mehr. Hat man jedoch einen gewissen Vorrat dabei,
hat man gleich viele marokkanische Freunde. Dosenbier lässt sich als Zweitwährung einsetzen. Uns hat jedoch besonders gut der alkoholfreie "Berberwhisky" (Minztee) geschmeckt.
- Kommt man vom Süden in die Nähe der Großstädte Casablanca und Rabat, so verschwinden schlagartig die alten Mercedes im Nichts und es tauchen die fetten SUVs von
BMW, Audi und Mercedes massenhaft auf. Daneben die Elendsviertel dieser Großstädte. Welch ein Widerspruch - oder auch nicht? Die einen habens und die anderen haben nichts!
- Den Begriff "Abfall" nimmt man in Marokko noch ganz wörtlich. Abfall ist nämlich das, was beim Loslassen abwärts fällt - und dann unten liegen
bleibt. So sieht es dann in manchen Regionen noch entsprechend aus. Andernorts hat sich die Sauberkeit aber auch schon wesentlich verbessert.
- Seit 2018 gibt es eine neue Wortschöpfung in Marokko. Auf verschiedenen Märkten wurden uns Souvenirs zu „Arme-Schlucker-Preisen“ angeboten.
Wahrscheinlich wollten sich einige Deutsche als arme Schlucker ausgeben, um nichts kaufen zu müssen.
- Eine eigene Wortschöpfung unsererseits: Sodamänner und Sodafrauen nennen wir die Menschen in Marokko, die einfach "so
dasitzen". Man findet sie überall auf Straßen, Plätzen und gar irgendwo in der Pampa. Was sie wirklich tun oder denken, konnten wir nie herausfinden. Eine Gruppe von Sodamännern
bezeichnen wir als einen "SodaClub", Gruppen von Frauen stellen für uns eine "Schleiervereinigung" dar.
Camping in Marokko
Marokko besitzt eine Vielzahl von Campingplätzen mit sehr unterschiedlichen Standards. Meist sind die Anlagen nicht mit europäischen Anlagen vergleichbar. Insbesondere der Sanitär-Standard lässt
sehr zu Wünschen übrig. Es empfiehlt sich mit vollautarkem Gefährt zu reisen. Man ist eben in Afrika! Selbst wenn die Anlage einst gut ausgestattet war, ist sie bereits nach ein paar Jahren
heruntergekommen. Wasserhähne und Steckdosen werden nur selten erneuert. Wenn sie defekt sind, dann sind sie eben defekt, was kann der Betreiber dafür? Bei der Beleuchtung verlässt man sich
anscheinend auf die 10000 Betriebsstunden, die eine Sparbirne aushalten soll. Was kann der Betreiber dafür, wenn sie schon nach 100 Betriebsstunden
den Geist aufgibt? Auch die Sauberkeit genügt nur afrikanischen Ansprüchen. Am besten, man besucht die Sanitäranlagen mit defektem Licht nur nachts, dann sieht man nicht, was sich in den Ecken so
alles verbirgt! Was kann der Betreiber dafür, wenn die Gäste Schmutz hinterlassen? Nun ja, mit der Zeit wird man deutlich unempfindlicher und sieht das alles etwas lockerer, zumal die
Platzgebühren meist unter 10 Euro/Nacht liegen und das inklusive Strom, warme Duschen und WLAN. Das soll ein europäischer Platz erst einmal nachmachen! Apropos Strom, wie bereits erwähnt nimmt
man in Marokko die Bezeichnung "Wechselstrom" sehr genau. Er wechselt zwischen 0 und 220V häufig hin und her! Manchmal erreicht die Spannung auch nur noch 150 Volt, da streikt jede Kaffeemaschine
und Elektronik-Geräte könnten das übel nehmen. Auch mehrstündige Stromausfälle sind keine Seltenheit.
Dennoch: Camping in Marokko lohnt sich allemal. Traumhafte Lagen der Plätze an der Küste oder in herrlicher Natur. Wenn man dann den eigenen Komfort im Wohnwagen selbt dabei hat, gibt es nichts
schöneres als dies bei bestem Wetter in vollen Zügen zu genießen. Wenn man dann auch noch den winterlichen Wetterbericht per Satellitenschüssel im Fernsehen mitverfolgt, fühlt man sich hier
nochmal so wohl! Es lebe Marokko!!!